AKTUELLES >>> Mit Elan ins Forschungsprojekt gestartet – Kickoff-Meeting an der Hochschule Sankt Georgen
ETHIK | GESUNDHEIT | ANWERBUNG
Sozialethik der internationalen Anwerbung von Gesundheitsfachpersonal
Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen hat in Deutschland und anderen OECD-Staaten zu einem verstärkten Rückgriff auf Gesundheitsfachkräfte aus dem Ausland geführt, die insbesondere aus Ländern des globalen Südens angeworben werden.
Eine solche politische Praxis wirft allerdings eine ganze Reihe sozialethischer Fragen auf:
Anwerbeperspektive
Welche ethischen Verpflichtungen haben Gesundheitsakteure für die von ihnen angeworbenen Fachkräfte und die in den Einrichtungen versorgten Patient:innen? Wie können sie diesen gerecht werden? Welche Verantwortung haben Anwerbe-Staaten für eine gute Gesundheitsversorgung in den Herkunftsländern ? Auf welcher Basis haben sich geschlechtsspezifische Anwerbepraktiken im Bereich der Care-Arbeit entwickelt, und wie verhalten sie sich zu Forderungen der Geschlechtergerechtigkeit?
Herkunftsperspektive
Unterminieren die Folgen dieser Anwerbepolitik nicht die nachhaltige Entwicklung der Gesundheitssysteme der abgebenden Länder (Stichworte: brain drain, care drain) und gefährden sie gar das Recht auf Gesundheit der dort lebenden Menschen? Wie können die Herkunftsgesellschaften mit Konflikten zwischen berechtigten individuellen und kollektiven Interessen umgehen und wer trägt hier welche Verantwortung?
Internationale Perspektive
Kommen internationale Regulierungsinstanzen wie die WHO ihren Aufgaben und Selbstverpflichtungen nach? Anhand welcher Prinzipien sollten ihre Kontrollregime ausgestaltet werden? Welche Rolle spielen post-koloniale Strukturen und wie wirken sich nationale und internationale Debatten um Migration und Rassismus aus?
Perspektiven zusammenführen und multidimensionale Bewertungen ermöglichen
Das von der DFG geförderte Forschungsprojekt der Christlichen Sozialethik (2025–2028) greift diese häufig getrennt debattierten Fragen im Zusammenhang auf. In dem Projekt wird ein sozialethisches Konzept entwickelt, das ethische Kriterien für internationale Anwerbepraxen, deren staatliche Regulierung und deren Gestaltung durch private Akteure beinhaltet, so dass eine integrierte, multidimensionale Bewertung dieser globalen sozialethischen Problemstellung möglich wird. Dazu werden an unterschiedlichen Standorten drei Teilprojekte bearbeitet und deren Ergebnisse zusammengeführt.
Diese untersuchen jeweils die sozialethischen Herausforderungen auf der Ebene der globalen Regulierung (Arbeitsstelle Sozialethik im Gesundheitswesen | Goethe Universität Frankfurt), aus der Perspektive eines Herkunftslands (Mexiko, Lehrstuhl für Christliche Gesellschaftslehre | Theologische Fakultät Paderborn) und aus der Perspektive eines Aufnahmelands (Deutschland, Nell-Breuning Institut | Phil.-Theol. Hochschule Sankt Georgen, Frankfurt). Auf dieser Basis wird das Projekt schließlich wissenschaftlich fundierte Handlungsempfehlungen für nationale und internationale Politikakteure und für anwerbende Institutionen im Gesundheits- und Sozialbereich ausarbeiten.
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Heike Probst
Referentin Presse-/Öffentlichkeitsarbeit
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